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Der Schwindel mit der Fernwärme

Uwe Behnisch • 2. April 2023
Gas - und Ölheizungen sollen verboten werden - so wollen es die Grünen (zumindest die Ober-Gurus) bereits ab 2024. 

Für Ölheizungen gibt es diese Forderung und Umsetzungspläne schon seit längerem. Doch ein Ausstieg aus dem Gas ist neu. Der Plan für das neue Gesetz sieht vor, bereits ab 2024 auch die Erneuerung von alten oder defekten Gasgeräten zu verbieten oder eine 65%ige Nutzung von regenerativer Energie nachzuweisen. Das ist so gut wie undurchführbar. Eine Neuorientierung ist bitter nötig, doch nicht so. 

Fernwärme soll laut dem neuen Gebäudeenergiegesetz neben der Wärmepumpe das zweite Allheilmittel sein. Doch woher kommt denn die Fernwärme?

In Kamenz haben wir ein relativ neues Fernwärmenetz und vor kurzer Zeit erneuerte Heizhäuser. Das bringt den "Luxus", einen Primärenergiefaktor von 0,5 vorweisen zu können. Bis jetzt war das ein sehr guter Wert, erzielt durch eigene Stromerzeugung mit erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerken und Grundlastheizung mit Holzpellets im Winter. Nur in der Spitze wird Erdgas direkt verheizt. Doch nach dem neuen Gesetz sind die nachgewiesenen 50% regenerativer Anteil viel zu wenig.

Doch wie sieht es in den Großstädten aus? In Berlin z.B. wird im Netz von Vattenfall zu 75% Erdgas und zu 15% Steinkohle verfeuert. Der Rest sind Kleinmengen. Nach dem regenerativen Anteil wird man in diesem Netz vergeblich suchen. Dazu kommen noch Netzverluste, die im deutschen Durchschnitt bei ca. 13% liegen. Soll das eine CO2-Alternative zu einem Gasbrennwertkessel darstellen, der mit einem Wirkungsgrad von 96% läuft? Zum einen sollen Betreiber gezwungen werden, eine Wärmepumpe einzubauen, zum anderen gibt es jedoch die Alternative eines Anschlusses an ein nach jetzigen Gesichtspunkten völlig veraltetes Fernwärmenetz. Der einzige Vorteil ist, dass die Schornsteine der Heizhäuser das Abgas in höhere Luftschichten als die Gasbrennwertgeräte transportieren. Das ist gut für das Mikroklima in den Städten, aber für das Gesamtklima trotzdem schlecht.

Der Vorteil der Fernwärmeerzeugung der Stadtwerke war bisher, dass die bei der eigenen Stromerzeugung anfallende Abwärme in das Netz eingespeist und verbraucht wurde. Das sichert einen hohen Wirkungsgrad bei der Stromproduktion und eine perfekte Ausnutzung der Energie von Gas oder Kohle. Wenn wir nun CO2-neutral werden wollen, müsste diese Art der Stromerzeugung eingestellt werden. Da ergibt sich die Frage, woher denn die Wärme für die Netze kommt und wie der dann fehlende Strom erzeugt werden soll.

Eine mögliche Lösung wird gerade in München mit hohem Aufwand gebaut. Dort wird aus 3000m tiefen Bohrungen Heißwasser gefördert, das zur Gebäudeheizung zur Verfügung steht. Das Temperaturniveau reicht aber nicht, um Turbinen zur Stromerzeugung anzutreiben. Was nun?

Ein anderes Beispiel ist Senftenberg. Dort steht eine thermische Solaranlage, die kurzzeitig die größte Anlage dieser Art in Deutschland war. Mittlerweile wurde in Greifswald ebenfalls von Ritter XL Solar eine noch größere Anlage gebaut. 
In Senftenberg besteht die Anlage aus 1680 Kollektoren zu jeweils 5qm Fläche. In der Anlage werden ca. 4% des Gesamtverbrauchs erzeugt, im Sommer ausreichend für die komplette Warmwassererzeugung. Wenn man nun aber die ca. 13% Netzverluste dagegensetzt, sieht man, wie verschwindend klein dieser Anteil insgesamt ist. 

Fazit: 
Wie in den älteren Beiträgen bereits beschrieben, kann nur eine Versorgung mit verschiedenen Energieträgern dauerhaft stabil funktionieren. Dazu gehören mit Strom betriebene Wärmepumpen und aus diversen regenerativen Prozessen hergestellte Fernwärme, aber auch die Blockheizkraftwerke und Gasbrennwertgeräte, die mit zu schaffendem grünen Methan anstatt Erdgas betrieben werden. Wir können noch soviel Photovoltaik und Windräder installieren - an einem windstillen und trüben Tag im Januar käme ohne ausreichenden Speicher der Zusammenbruch. Und nur die chemische Umwandlung des Stroms in Wasserstoff und Methan kommt derzeit als Langzeitspeicher in Frage.

Und wieder muss ich mich fragen: Ist den Gesetzesmachern überhaupt bewusst, um welche gigantischen Energiemengen es geht? Es ist alles machbar, aber nicht in dieser avisierten kurzen Zeit. 
30 durch falsche Energiepolitik versäumte Jahre können nicht so schnell aufgeholt werden.


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