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Denn sie wissen nicht, was sie tun ...

Uwe Behnisch • 19. April 2023
Gas - und Ölheizungen sollen verboten werden - so wollen es die Grünen (zumindest die Ober-Gurus) bereits ab 2024. 

Für Ölheizungen gibt es diese Forderung und Umsetzungspläne schon seit längerem. Doch ein Ausstieg aus dem Gas ist neu. Der Plan für das neue Gesetz sieht vor, bereits ab 2024 auch die Erneuerung von alten oder defekten Gasgeräten zu verbieten oder eine 65%ige Nutzung von regenerativer Energie nachzuweisen. Das ist so gut wie undurchführbar. Eine Neuorientierung ist bitter nötig, doch nicht so. 

Heute ist ja nun die Novelle zum GEG vom Bundeskabinett bestätigt worden. Doch noch immer scheint es den Herrschaften nicht bewusst zu sein, was das eigentlich bedeutet.
Eigentlich wollte ich in diesem Blog nur technische Ausführungen bringen, doch mittlerweile nervt die Diskussion langsam. Weder Industrie, Versorger und Fachverbände äußern sich mal sachlich dazu.

Deshalb hier ein Brief, den ich schon vor einigen Wochen an die Grüne Jugend geschickt hatte in der Hoffnung, auf Gehör zu stoßen. Aber Antwort kam keine, nicht mal eine Eingangsbestätigung. In der Zwischenzeit habe ich jedoch eine allgemeine Antwort vom Büro Spellerberg erhalten.
Hintergrund des Ganzen ist ein Projekt, an dem wir gerade arbeiten. Dort sind die Bauherren gewillt, so viel wie möglich regenerative Quellen zu nutzen. Aber es scheitert an der Satzung der Stadt, die technische Anlagen auf den Dächern so gut wie ausschließt. Und eine Wärmepumpe ist auf Grund der örtlichen Bedingungen nicht aufstellbar. Mittlerweile wird es zu einem Kompromiss kommen. Doch die angestrebten 65% sind damit bei weitem nicht möglich.

"Liebe Junge Grüne*innen,

in Anbetracht des drohenden Gesetzes hatte ich meine Gedanken schon mal niedergeschrieben und an unsere Wahlkreis-Grüne gesandt. Leider habe ich weder Lesebestätigung noch Antwort erhalten. Deshalb dies hier noch mal als Kopie. Vielleicht kennen Sie in Ihren Reihen jemanden, der mehr Sachverstand hat als diejenigen, die dieses Gesetz aus dem Boden gestampft haben.

Noch etwas vorweg: Sie sollten sich vielleicht mal fragen, ob Herr Habeck & Co. eventuell von AfD oder CDU dafür gesponsert werden, dass sie den jahrelangen Aufstieg der Grünen mit so viel Vehemenz zum Stocken bringen wollen und die Partei nach dieser Wahlperiode ruiniert ist.

Klimaumstieg in allen Ehren, er ist dringend erforderlich. Das weiß ich schon seit 30 Jahren. 30 Jahre ist auch nicht viel passiert, man kann aber mit politischem Aktionismus und falschen Wegen das nicht in 5 Jahren umkrempeln. Da könnte man auch ein Gesetz zur Einführung des Perpetuum mobile schaffen, es wäre genau so undurchführbar. 

Statt politischer Diskussionen über Hilfe für betroffene Hausbesitzer sollten Sie lieber darüber nachdenken, Nachhilfe für die Entscheider in den Bereichen Physik, Mathematik, Ökonomie, Infrastruktur, Städtebau und Arbeitsmarkt zu organisieren. Für jeden einigermaßen allgemeingebildeten Menschen in Deutschland ist aber auch ohne diese Nachhilfe ersichtlich, dass das geplante Gesetz nicht durchsetzbar ist. Vielmehr würden die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft noch um ein Vielfaches verstärkt.

Es muss schnell etwas passieren - aber nicht so!

Es wäre schön, wenn ich eine Antwort erhalte.

"Sehr geehrte Frau Spellerberg,

auch wenn das nicht ihr Thema ist, muss ich es doch mal bei Ihnen loswerden, da Sie ja auch in Kamenz residieren. Vielleicht können Sie es ja an einen "Zuständigen" weiterleiten.

Ich muss jetzt mal diese Zeilen schreiben, weil mir die derzeitige Situation bzgl. der Energiewende mehr als nur Sorgen macht. Eins vorab. Ich bin nicht „ungrün“, doch was sich derzeit abspielt, könnte es mich werden lassen. Es kann doch nicht sein, dass die Masse der Grünen einfach zusieht, wie ein paar völlig weltfremde Phantasten an der Spitze innerhalb weniger Monate die Partei in Grund und Boden zerstören und der ganzen Welt zur Lächerlichkeit preisgeben. Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich dazu teilweise sehr harte Worte benutze, aber nur so kann ich den Sachverhalt richtig beschreiben. Ansonsten versuche ich, mich kurz zu fassen, bin aber für Rückfragen sehr aufgeschlossen.
Kurz zu meiner Person: Ich bin selbstständiger Sanitärinstallateur und Heizungsbauer mit 6 Mitarbeitern, mittlerweile 58 Jahre alt und baue seit 30 Jahren Solaranlagen und Wärmepumpen ein. Ich legte vor vielen Jahren das Abitur ab und behaupte von mir, eine relativ umfassende Bildung zu haben. Seit 30 Jahren arbeite ich im Meisterprüfungsausschuss der Klempner und muss dort jedes Jahr aufs Neue feststellen, wie sich das Bildungsniveau rapide nach unten bewegt. Seit 30 Jahren bin ich selbst Besitzer von ca. 70qm thermischer Solaranlagen in meinen Grundstücken, seit kurzem betreibe ich auch eine Photovoltaikanlage. Diese erzeugt den Strom, den ich unter anderem in meinem Hybrid-Golf verbrauche. Ebenfalls besitze ich ein Blockheizkraftwerk, das mit hoher Effizienz Strom aus Erdgas und als „Abfall“ Heizwärme für unser Firmengebäude erzeugt. Also, wie sie sehen, habe ich meine Energiewende schon sehr lange eingeläutet.

Jetzt zur Sache. Die Macher des geplanten Gesetzes zur Ablösung der fossilen Brennstoffe repräsentieren mit Bravour den derzeitigen Trend in unserer Gesellschaft: an Größenwahn grenzende Selbstüberschätzung, mangelnde Allgemeinbildung und fehlendes soziales Gewissen. Der Unterschied zur Masse der Bevölkerung besteht darin, dass diese Leute dafür noch fürstlich honoriert werden. Aber keine Angst, das ist nicht nur bei den Grünen so. Auch die anderen Parteien haben nichts anderes zu tun, dieses Thema politisch auszuschlachten und sich gegenseitig mit Dreck zu bewerfen. Dabei liegt die Lösung für dieses geplante Gesetz so nah - der Papierkorb. Schade um die viele Zeit, das viele Geld, und die Nerven der verunsicherten Bürger. Aber dieses Vorhaben ist technisch derzeit undurchführbar.
Das ist ein Programm für mehrere Jahrzehnte, und Verbote sind im Moment völlig fehl am Platz. Ich frage mich, ob die Entscheider überhaupt den Hauch einer Ahnung haben, über welche Energiemengen sie sprechen, die sie substituieren wollen und woher der Strom dafür kommen soll. Ohne in Zahlen zu schwelgen gehe ich mal davon aus, dass vielleicht die doppelte derzeit verfügbare Strommenge für alles ausreichen würde. Woher soll dieser Strom kommen, zumal der in der Masse in nur 5 Monaten der Heizperiode benötigt wird? Das käme dann einer ungefähren Verdreifachung der Kapazitäten gleich. Aber das ist nur die eine Seite.

Hier kurz mal eine Übersicht, welche weiteren Fakten das Gesetz tangieren:
  • Die Energienetze (vor allem in den Städten) erlauben gar nicht die Durchleitung der vervielfachten Strommenge. Diese sind schon jetzt auf Grund der gebauten sowie geplanten Ladestellen für E-Fahrzeuge am Limit. Es müsste also das komplette Stromnetz verstärkt werden.
  • Photovoltaikstrom steht gerade in den Monaten der Heizperiode nur in sehr geringem Umfang zur Verfügung.
  • Insgesamt wird das Elektronetz durch die Vielzahl der Einspeisungen und zusätzliche Entnahmen zunehmend instabil. Auch kleine private Batteriespeicher helfen nicht dauerhaft, dem entgegenzuwirken.
  • Wärmepumpen sollen das Allheilmittel sein. Zumeist werden dies Luftwärmepumpen sein, weil Erdwärmenutzungen erheblich teurer und teilweise gar nicht durchführbar sind. Luftwärmepumpen werden beim Einsatz im Gebäudebestand und beim derzeitigen Strommix auch nicht die 65% regenerativen Anteil erreichen, wie im Gesetz vorgesehen. Die lassen sich nur schönrechnen. Hier haben Lobbyisten sehr gute Arbeit geleistet und keiner der Entscheider hat mal in die Tiefe geleuchtet.
  • Innenstädte sind für den Einsatz von Wärmepumpen so gut wie ungeeignet. Es gibt Gebäude, die nicht mal einen Hof haben, eine Dachaufstellung ist so gut wie unmöglich. Und wie soll es in Innenhöfen von Straßenquartieren aussehen? Dort stehen dann 15 oder 20 Wärmepumpen in den einzelnen Grundstücken und jaulen vor sich hin. Da es in den Hofbereichen nur einen begrenzten Luftaustausch gibt, fächeln sie sich gegenseitig die schon abgekühlte Luft zu. Das drückt den Wirkungsgrad noch weiter nach unten. Und zusätzlich erzeugen wir in den Innenbereichen eine Kaltluftzone, die die Vegetation in Mitleidenschaft zieht und die Gebäudewände kühlt, so dass sich der Wärmebedarf vor allem in den unteren Gebäudeetagen auch noch erhöht. Was für ein Schwachsinn.
  • Gebäude mit jetzt installierten Gas-Etagenheizungen müssten komplett umgebaut werden, wenn das überhaupt so ohne weiteres funktioniert. Damit verbunden müssen auch noch zusätzliche Brandschutzanforderungen umgesetzt werden. Das entwickelt eine ungeheuere Kostenspirale.
  • Die große Anzahl der Wärmepumpen wird einen Gesamtgeräuschpegel erzeugen, der nicht hinnehmbar ist. Die Anlagen laufen bei niedrigen Temperaturen fast durchgängig, auch in der Nacht. In vielen Gebäuden liegen die Schlafzimmer meist hofseitig, um dem Straßenlärm zu entgehen. In Innenhöfen fängt und verstärkt sich der Schall.
  • In vielen Innenstädten gibt es Satzungen, die die Montage von Solaranlagen auf Dächern untersagen. Ebenso gibt es sehr viele Gebäude, die auf Grund von Gauben oder Fenstern in den Dächern überhaupt nicht mit Modulen oder thermischen Kollektoren belegt werden können.(Ich hatte letzte Woche Kontakt mit Herrn Matthias Höhle, dem habe ich mal einen solchen Vorgang geschildert.) Es sollte dort nicht mehr gefragt werden, ob eine Anlage auf das Dach kommt, sondern wie diese aussehen soll, so dass sie sich bestmöglich integriert.
  • Fernwärmenetze sind in vielen Stadtzentren auf Grund örtlicher Gegebenheiten nicht installierbar.
Damit wäre das Wichtigste gesagt.

Zusätzlich möchte ich noch bemerken, dass das Gasnetz der beste und größte Energiespeicher ist, über den Deutschland verfügt. Außerdem kann auf Gas aus oben genannten Gründen in den Städten nicht verzichtet werden. Deshalb ist der einzig gangbare Weg, das jetzt benutzte Erdgas durch künstlich aus Umweltenergie erzeugtes Gas (Wasserstoff, besser noch Methan) zu ersetzen. Damit kann eine Vielzahl von Prozessen, auch in der Industrie, abgedeckt werden. Verbunden mit zentral gesteuerten Blockheizkraftwerken, die meiner Ansicht nach in jedes öffentliche Gebäude gehören, kann dann wiederum das damit entstandene virtuelle Kraftwerk sehr gezielt zur Netzstabilität im Stromnetz eingesetzt werden. Diese Idee gab es schon vor vielen Jahren einmal von „Lichtblick“.

Und zu guter Letzt: Das größte Potential liegt in der Einsparung von Energie. Da gibt es noch massenhafte Reserven. Wenn jedoch schon wieder durch hektische Subventionsmaßnahmen der Energiepreis nach unten gedrückt wird, gibt es keinen richtigen Grund mehr dafür. Kirchen und markante Gebäude nicht mehr zu beleuchten ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Potential liegt an ganz anderen Stellen. Da sollte man vor allem bei der Industrie ansetzen. Im Mittelstand gibt es schon seit längerer Zeit bei verantwortungsbewussten Managements entsprechende Maßnahmen, in der Großindustrie eher nicht. Und es ist ein Trugschluss, dass allein niedrige Energiekosten für die Wirtschaftlichkeit der deutschen Industrie wichtig sind. Die Kosten werden vor allem durch exorbitant hohe und meist gegenüber anderen Berufen nicht gerechtfertigte Löhne potenziert.

Fazit: Divers darf nicht nur eine neues Geschlecht sein, divers muss auch das Energiesystem bleiben. Ein rein auf Strombasis stehendes Energieversorgungssystem fordert den gefürchteten Blackout geradezu heraus.

Vielen Dank, wenn Sie bis zum Ende gelesen haben."


Mit freundlichem Gruß

Uwe Behnisch
Installateur- und Klempnermeister"


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Bild von jcomp auf Freepik


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